Rogalin Dorf

ROGALIN - Der Ort liegt am rechten Wartaufer mit ihrem ausgedehnten Überschwemmungsgebiet mit Wiesen am Fluss und zählt zu den schönsten Standorten in Großpolen. Prächtige Eichenexemplare bilden hier eine der größten Anhäufungen in Europa. Rogalin liegt auf dem Weg zwischen den Ortschaften Kórnik und Mosina, 25 km südlich von Posen.

Der kleine Ort, mit Ursprung im 13. Jh. ist durch seine schöne Lage, interessante Geschichte und beinahe unberührte Palast- und Park-Anlage mit seiner Gemäldegalerie bekannt und war der Familiensitz der Familie Raczyński, welche für Polen große Verdiensten leistete. Vor seiner Entstehung wurde in dem hier vorher bestehenden Herrenhof Krzysztof Arciszewski geboren, der berühmte Admiral der holländischen Flotte und General der Artillerie von König Władysław IV.

Rogalin wurde zum Zentrum des sozialen, politischen und kulturellen Lebens in den 70er Jahren des 18. Jh. als im neu errichteten Palast Kazimierz Raczyński eine Schar von Gästen aufnahm. Damals war er schon königlicher Schreiber, im Anschluss königlicher Hofmarschall in Großpolen und übte Einfluss auf die Politik, die von reformatorischen Strebungen von Stanisław August durchdrungen war, sowie auch auf den lokalen Kunstgeschmack aus. Den Bau und im Anschluss die klassizistische Modernisierung seines Rokoko-Sitzes hat er den besten Künstlern aus den königlichen Kreisen anvertraut, darunter J.  Ch. Kamsetzer und D. Merlini. Das Werk wurde von seinen Nachkommen forstgesetzt, unter anderem von seinem Enkel Edward, der im Angesicht der verlorenen Unabhängigkeit der Residenz romantische Züge verlieh. Die repräsentativen Innenräume des Palastes erhielten damals eine neue Empire Dekoration und der Ballsaal wurde in eine neogotische Rüstungskammer mit neuen Exponaten umgewandelt. Wahrscheinlich wurde zu dieser Zeit die Umgebung des Palastes um einen Landschaftspark mit jahrhundertealten Eichen erweitert.

Wesentlicher Teil der Residenz wurde auch die Mausoleumskirche, die in seinem Verlies eine Totengruft mit neogotischem Dekor beherbergt, und von außen an einen antiken Tempel, das Maison Carée in Nîmes, erinnert.

Der Museumstradition, welche mit Errichtung des Zeughauses als praktisch erstes Museum in Großpolen seine Anfänge fand, folgte Edward Aleksander Raczyński, der für seine Sammlung der modernen Gemälde im Jahre 1910 eine öffentliche Gemäldegalerie gründete. In ihrem modernen Konzept knüpfte sie an erste Vornehmen dieser Art in Polen an, zu denen eine 1829 von Atanazy Raczyński neben der öffentlichen Bibliothek seines Bruders Edward errichtete Galerie in Posen gehörte. Ein Werk von Edward Aleksander war ebenfalls die Umwandlung des ehemaligen Speisesaals im Palast in eine neobarocke Bibliothek nach dem Entwurf eines Architekten aus Krakau, Z. Hendel, die vermutlich auch von Palastgästen, wie J. Malczewski, J. Mehoffer, M. Wywiórski oder H. Sienkiewicz genutzt wurde.

In der Zwischenkriegszeit war der Palast Sitz von Roger Adam Raczyński, dem damaligen Woiwoden in Posen und polnischen Botschafter in Rumänien, und wurde weiterhin gerne von Vertreter der politischen Welt und Kultur besucht. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Residenz zum Sitz der Gebietsführerschule der Hitlerjugend, nach dem Krieg entstanden befanden sich dort ein Ferienkoloniezentrum und eine Schule.

1949 entstand hier eine Filiale des Nationalmuseums in Posen. Die Krönung der Mäzenentätigkeit der Familie war die Gründung der Raczyński-Stiftung am Nationalmuseum in Posen im Jahre 1991 durch Edward Bernard, dem letzten männlichen Familienmitglied und PR-Präsidenten im Exil. Nach dem Willen des Förderers sollten die Kunstwerke in Rogalin und im Museum in Posen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.