Seine künstlerische Ausbildung erlangte I.Pieńkowski ähnlich wie Wł. Ostrowski und A. Gawiński in der Zeichenklasse bei W. Gerson in Warschau (1892-5) und dann in den Jahren 1895-8 an der Krakauer Kunstakademie bei T. Axentowicz und L. Wyczółkowski. Vermutlich lernte er 1898 auch in der Schule bei S. Grocholski in München, um in demselben Jahr in die Académie Julian in Paris und 1900 nach Rom zu wechseln. Nachdem er nach Krakau zurückkehrte, war er sowohl mit der hiesigen Akademie verbunden, an der er ab 1918 Malerei unterrichtete, als auch mit dem Milieu von „Chimera” und der dortigen Kunstschule als Dozent ab 1909. Seine Arbeit und seine Anteilnahme an den Ausstellungen, die von den Gesellschaft der Freunde der Bildenden Künste und der Gesellschaft zur Förderung der Schönen Künste in Lemberg, Krakau und Warschau veranstaltet wurden, hat er mit künstlerischen Reisen nach Italien, Frankreich und Brasilien unterbrochen.
Das Portrait war neben der Landschafts- und Genremalerei ein oft angesprochenes Thema Pieńkowski’s. Das Mädchen am Fenster ist eine seiner frühesten Arbeiten, die gegen Ende seines Studiums in Krakau entstand. Es spiegelt nicht nur die gegen Ende des Jahrhunderts so moderne Vorliebe für Folklore wider, sondern auch den Einfluss der Malerei von L. Wyczółkowski, der sich damals für die Problematik von Licht und Farbe interessierte, die nahe am französischen Impressionismus war. Die Gestalt des in Gedanken versunkenen Mädchens mit dem leuchtenden Hintergrund des Fensters trägt einen symbolischen Unterton.
[dr E.Leszczyńska]
