Garten, Park und Eichen

Integraler Bestandteil der von Kazimierz Raczyński in den 70er Jahren des 18. Jh. gestifteten Residenz in Rogalin ist eine Park- und Gartenanlage. Direkt an das Herrenhaus grenzt ein Garten im Rokokostil an, der die Komposition der noch aus der Barocke stammenden Anlage entre cour et jardin (zwischen Hof und Garten) ergänzt. Das Parterre mit seinen konisch geschnittenen Thujen wird durch einen Hügel mit dem Namen Parnass abgeschlossen, von dem sich damals ein weiter Ausblick auf die Wiesen am Wartaufer erstreckte, der jedoch heute durch hohe Bäume verdeckt wird. Die Gartenanlage wird von einer Hainbuchen-Allee umrahmt, inmitten derer ovale Gartenpavillons (Kabinetts) errichtet wurden. Akzentuiert wird die Gartenkomposition mit Steinblumenvasen und Statuen von mythologischen Götterfiguren im Rokokostil.

Später wurde das ursprüngliche Tierreservoir (ein gesperrter Waldteil, in dem Jagdwild erhalten blieb), das von südlicher und westlicher Seite an das Landgut angrenzte, in einen Landschaftspark mit sentimentalem Charakter verwandelt. Bereits 1788 entstand ein „Entwurf eines wilden Gartens für Ihre Hochwohlgeborene Frau Raczyńska Generalehefrau errichtet“, mit dem bestimmt ein Entwurf des türkischen Gartenpavillons von J. Ch. Kamsetzer in Zusammenhang steht. Aus den Anfängen des 19. Jh. stammt eine Wassermühle als Nachbau eines gotischen Holztempels, welche einen wesentlichen Bestandteil des im Nachhinein von Edward Raczyński errichteten romantischen Parks darstellte. Sie befand sich mitten in den Flussläufen der Warta, die zusammen mit den Eichenwaldresten zu den Hauptkomponenten der Anlage wurde, welche sich auf natürliche Weise mit der Residenz verbinden. Vom Mühle-Tempel ist heute nichts mehr erhalten, im westlichen Teil der Gartenanlage befinden sich jedoch vorbildhafte Stieleichenexemplare (Quercus robur). Die bekanntesten unter ihnen sind Lech, Czech und der nicht viel ältere ca. 700 Jahre alte Rus (die Namen der drei legändären Slavenbrüder wurden den Eichen in der Nachkriegszeit verliehen).

Die romantische Landschaft der Gartenanlage wird von einem antiken Nachbau einer Mausoleumskirche abgerundet, die auf einem großen Hügel im östlichen Teil des Geländes errichtet wurde. Edward ließ sie in den Jahren 1817-1820 errichten. Das Giebeldreieck enthält die Worte: DIVO MARCELLINO, zum Gedenken eines in einer Schlacht in der Napoleonszeit gefallenen Cousins, Marceli Lubomirski. Architektonisches Urbild dieser historisierenden Bauten war ein römischer Tempel gen. maison carrée aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. in Nîmes, Frankreich. Zu seiner Erstellung wurde das damals modernste Material benutzt, Gusseisen für das Fundament und die Säulenkapitelle, Fries aus Akanthusblättern, Löwen-Plastiken und Handgriffe an den Türen. Die letzeren wurden vermutlich von Graf Raczyński in Rogalin selbst gegossen, der durch seine allseitigen Fertigkeiten bekannt wurde.

In dem in zwei Etagen geteilten Innenraum sollte das in Empire-Dekoration gehaltene Obergeschoss nach der Idee des Stifters die Funktion einer Kirche übernehmen, das Erdgeschoß die des Familienmausoleums seines Großvaters Kazimierz Raczyński und anderer Vorfahren, deren Asche er aus dem Kloster in Woźniki herbeiführte. Das im Verlies errichtete Mausoleum wurde als romantische mittelalterliche Totengruft mit römisch-gotischer Ausstattung geplant, die von alter Architektur Italiens, insbesondere Siziliens, inspiriert wurde.

Das Mausoleum ist ein Ruheort mehrerer Generationen der Familie Raczyński. Hier befindet sich u.a. ein schöner Grabstein aus weißem Marmor von Roger Raczyński mit einer Plastik von A. A. Salomon aus dem Jahre 1865. An diesem Ort ruht auch das letzte Familienmitglied, Gründer der Raczyński-Stiftung, Edward Bernard Graf Raczyński.

Autor: Joanna Nowak, Ewa Leszczyńska